Von der Unterhose zum T-Shirt hat Jersey als Stoff für Bekleidung im letzten Jahrhundert eine rasante Entwicklung erfahren. Erstmals wurde Jersey-Stoff in großen Mengen im 19. Jahrhundert zur Herstellung der damals neumodischen Unterwäsche in Großbritannien und für Nachtwäsche verwendet. Die schillernde britische Society-Figur und Schauspielerin Lillie Langtry kam 1879 erstmals auf die Idee, Wolljersey auch für reguläre Kleidung zu tragen. Es dauerte jedoch bis 1916 bis Jersey als Stoff für Oberbekleidung den großen Durchbruch schaffte. In diesem Jahr verwendete die legendäre französische Designerin Coco Chanel erstmals Jersey für ihre Kollektionen und bewies, dass auch schlichter Stoff bei hochwertiger Verarbeitung äußerst elegant wirken kann. Heute ist Jersey eines der am häufigsten verwendeten Materialien in der Kleidungsproduktion überhaupt. Schlicht, robust, atmungsaktiv und vielseitig findet Jersey in diversen Shirts, Kleidern, Sportbekleidung und Nachthemden Verwendung. Selbst für Bettwäsche wird gerne atmungsaktiver saugfähiger Jersey-Stoff verarbeitet, der nach dem Waschen nicht einmal gebügelt werden muss.
Mit dem Namen Jersey wird ein auf bestimmte Art gestricktes Gewebe bezeichnet, das in dieser Form erstmals auf der britischen Insel Jersey im Ärmelkanal entwickelt wurde. Die Insel war bereits im Mittelalter ein bedeutender Produzent von Strickwolle, die von den Inselschafen gewonnen wurde. Die Wolle wurde auf sehr lockere dehnbare Weise abwechselnd links und rechts gestrickt. Diese klassische Variante wird heute als Single-Jersey bezeichnet. Im Laufe der Zeit wurden weitere Strickvarianten für den Jersey-Stoff erfunden, darunter Double-Jersey (links-links oder rechts-rechts), Interlock-Jersey, Jacquard-Jersey und Cloqué-Jersey. Die letzten beiden Varianten erzeugen schöne Strukturmuster. Sie werden gern für hochwertige unifarbene Kleidungsstücke verwendet, bei denen die Struktur besonders gut zur Geltung kommt. Echte Schafwolle wird heute nur noch selten verarbeitet und dann als Wollgemisch mit anderen Fasern. Stattdessen sind Gewebe aus Baumwolle oder aus Kunstfasern wie Polyester weitverbreitet. Jersey aus Polyester gilt als besonders robust.
Durch die lockere Maschenstruktur werden auch Materialien wie Baumwolle, die selbst nicht dehnbar sind, zu elastischen Stoffen verarbeitet. Die hohe Atmungsaktivität der Struktur macht den Jersey-Stoff zu einer bevorzugten Wahl für Unterwäsche, Sportbekleidung und schlichten T-Shirts. Baumwolle und Kunstfasern wie Polyester können ganzjährig getragen werden. Sie finden im Sommer als T-Shirts Verwendung und in den kälteren Monaten als bequeme Langarmshirts. Auch für leichte Sommerkleider wird Jersey gerne verwendet. In den Wintermonaten ist Jersey-Stoff mit Wollanteil überaus gefragt, da dieser herrlich wärmt. Jersey-Stoff aus Viskose fühlt sich hingegen besonders zart an und glänzt leicht. Dieses Material wird zum Beispiel für Nachthemden, Schlafanzüge, Lingerie und Bettwäsche verwendet. Ganz besonders edel ist Seidenjersey: Diese herrlich zarten Stoffe aus echter Seide sind gefragt für hochwertige Lingerie, Blusen, Kleider und Halstücher.
Jersey-Stoff ist in der Mode nicht zuletzt deswegen so beliebt, weil er ausgesprochen pflegeleicht ist. Kleidungsstücke aus Baumwolljersey oder Kunstfasern können problemlos häufig in der Maschine gewaschen werden. Für buntbedruckte Kleidungsstücke wie T-Shirts, Nachthemden oder Bettwäsche gelten die gleichen Regeln wie für jede Buntwäsche: Möglichst nur bei niedrigen Temperaturen waschen und ein schonendes Farbwaschmittel verwenden. Bei einem niedrigen Elasthan-Anteil verträgt Jersey auch die Wäsche bei 60°C. Einzelne starke Flecken sollten bei einer Handwäsche gezielt herausgeschrubbt werden. Jersey mit einem Anteil echter Wolle oder Seidenjersey erfordert natürlich eine aufwendigere Pflege. Wolljersey sollte grundsätzlich nur mit Wollwaschmittel im Schonwaschgang gereinigt werden und anschließend an der Luft trocknen. Luxuriöse edle Seide verdient eine sanfte Handwäsche mit speziellem Seidenwaschmittel. Anschließend wird das Kleidungsstück zwischen zwei Handtüchern sanft getrocknet (nicht gewrungen!) und leicht in Form gezupft. Übrigens: In der englischen Sprache ist "Jersey" bis heute ein Synonym für leichte Strickpullover und Sweatshirts, die jedoch nicht mehr zwingend aus Jersey-Stoff gefertigt sein müssen. Darüber hinaus wird das Wort "Jersey" für Sport-Trikots verwendet, die heute generell aus Kunstfasern bestehen.