Das Flanellhemd ist ein unverwüstliches, zeitlos beliebtes Kleidungsstück, das gemeinsam mit der Jeans fast schon als Freizeituniform zahlloser Männer gilt. Frauen wissen den kuschelweichen Flanell vor allem bei der Nachtwäsche zu schätzen und bei wärmenden Winterschals. Doch was ist Flanell eigentlich? Der Name Flanell stammt vom walisischen Wort "gwlân" für Wolle ab und verrät damit schon die Herkunft dieses Stoffes. Bereits im 16. Jahrhundert wurden aus Wolle gewebte Stoffe hergestellt, die an das heutige Flanell erinnern. Zu den größten Wollproduzenten gehörten Orte wie Llanidloes, Newton und Hay-on-Wye. Ab dem späten 17. Jahrhundert bürgerte sich der französische Name "flanelle" für den Stoff ein, der auf Englisch zu "flannel" wurde und auf Deutsch zu "Flanell". Bis zum frühen 20. Jahrhundert war Flanell jedoch noch nicht der weiche Stoff, als der er heute bekannt ist und geschätzt wird. Erst durch die Beimischung von Seide und Baumwolle gelang Flanell der Aufstieg zu einem gefragten Stoff für Kleidung. Flanellhosen wurden vor allem beim Sport gern getragen. Bis heute sind Flanellhosen Teil der Standardkleidung beim Cricket, wo sie "Cricket Whites" genannt werden. In den USA wurde Flanell für Baseball-Kleidung genutzt.
In den USA wurde buntkariertes Flanell auch zur Herstellung von robusten wärmenden Hemden verwendet. Vor allem Land- und Forstarbeiter trugen die warmen Hemden gerne im Freien, wodurch Flanellhemden auch als Holzfällerhemden bekannt sind. Der für die Flanellhemden verarbeitete Stoff wird jedoch nicht mehr aus Wolle hergestellt, sondern aus Baumwolle. Die dichtgewebte Baumwolle wird ein- oder beidseitig durch Walken aufgeraut und fühlt sich dadurch besonders weich an. Das Hemd der Arbeiter und Naturburschen fand auch bei Country- und Rockmusikern schnell Anklang, um sich möglichst volksnah zu geben. In der Popkultur erlebten Flanellhemden Anfang der 90er Jahre mit dem Aufkommen der "Grunge"-Szene ein großes Revival, als die Musiker von Nirvana, Pearl Jam und Co. nur selten ohne Flanell zu sehen waren. Seitdem hat sich das Flanellhemd als unverzichtbares Accessoire für Sänger und Songwriter etabliert. Längst hat es auch die Damenwelt erobert. Viele Frauen greifen ganz einfach zum männlich geschnittenen Unisex-Flanellhemd, doch viele Modeketten bieten heute auch dünnere und auf die weibliche Figur zugeschnittene Flanellhemden an.
Sehr beliebt ist der weiche Flanell auch für Nachthemden, Schlafanzüge und Bettwäsche. Bei dieser wird Baumwollflanell häufig als "Biber" bezeichnet. Der Name Biber leitet sich vermutlich vom dicken wärmenden Fell des gleichnamigen Tiers ab. Biberbettwäsche zeichnet sich durch die dichte Leinwandbindung aus. Durch das Aufrauen des Gewebes fühlt sich Biber wunderbar weich und dennoch leicht an. Die raue Oberfläche trägt dazu bei, dass ein isolierendes Luftpolster entsteht, wodurch Flanellbettwäsche im Winter besonders gut wärmt. Ein günstiger Ableger ist Flanell aus Kunstfasern. Dieser wird häufig als Microfaser bezeichnet. Der ursprüngliche Wollflanell wird heute noch für Schals verwendet, sowie seltener für warme Winterjacken, Hosen und dicke Winterröcke.
Der heutige aus Baumwolle gefertigte Flanell und die Biberbettwäsche sind robust und pflegeleicht. Sie können in der Maschine bei 40° – 60°C gereinigt werden. Sinnvoll ist der Einsatz von Weichspüler, damit das Material seine Weichheit behält. Nach dem Waschen kann Flanell in den Trockner gegeben werden. Für Biberbettwäsche ist es jedoch sinnvoller, diese an der Wäscheleine zu trocknen: Da Flanell kaum Falten wirft, kann man die Kleidung nach dem Trocknen an der Leine direkt zusammenfalten und wegräumen. Auch bei Flanellhemden kann auf das Bügeln verzichtet werden. Ob kariertes Flanellhemd kombiniert zur Jeans in der Freizeit, mit niedlichen Motiven bedruckte Schlafanzüge oder Biberbettwäsche mit bunten Prints: Flanell ist in unzähligen Farben und Mustern erhältlich, pflegeleicht und ausgesprochen bequem. So gibt es dann auch kaum einen Haushalt, in dem Flanell nicht in irgendeiner Form zu finden ist.